Scores helfen bei der Kontrolle der Gelenkgesundheit

25. Mai 2023

Scores helfen bei der Kontrolle der Gelenkgesundheit

Viele Menschen mit Hämophilie sind im Laufe ihres Lebens von Gelenkblutungen betroffen. Gelenkscores helfen bei der Beurteilung und Verlaufskontrolle der Gelenkgesundheit.

Gelenkblutungen müssen nicht schmerzhaft oder auffällig sein. Oft tritt zunächst nur ein leichtes Druckgefühl auf. Bleibt die Gelenkblutung unbehandelt, kommt es aber häufig zu Folgeschäden, zum Beispiel zu dauerhaften Schwellungen oder Gelenkerkrankungen wie der hämophilen Arthropathie (chronische Gelenkerkrankung).

Wozu dienen Scores und welche nutzt man bei Hämophilie?

In der Medizin dienen Scores vor allem der Klassifizierung von Krankheitsbildern, unterstützen bei der Diagnosestellung und ermöglichen es, Gesundheitszustände einheitlich zu beschreiben. Bezüglich der Gelenkgesundheit bei Hämophilie haben sich verschiedene Scores bewährt. Sie dienen unter anderem als Basis für die Festlegung der individuellen Hämophilie-Therapie.

Bei Menschen mit Hämophilie kommen vor allem folgende Gelenkscores zum Einsatz:

  • Gilbert Score (WFH Physical Examination Score)
  • HJHS (Hemophilia Joint Health Score)
  • FISH (Functional Independence Score in Hemophilia)
  • HAL (Hemophilia Activities List), pedHAL (pediatric Hemophilia Activities List)

Was wird mit dem Gilbert Score gemessen?

Der sogenannte Gilbert Score, auch als WFH Physical Examination Score bezeichnet, wird sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern mit Gerinnungsstörungen genutzt. Der Score ist vor allem dann üblich, wenn bereits eine Arthropathie bzw. ein Gelenkschaden diagnostiziert wurde. Er ist insbesondere im Vorfeld einer orthopädischen Operation oder als Verlaufskontrolle einer Physiotherapie geeignet.

Basis für die Score-Ermittlung ist eine circa halbstündige Untersuchung. Dabei werden vor allem Beeinträchtigungen der Gelenkstrukturen und der Gelenkfunktionen an Knien, Knöcheln und Ellenbogen festgehalten, zum Beispiel anhand von Stabilität bzw. Instabilität, Flexibilität und Bewegungsfähigkeit der Gelenke.

Messung der Gelenkgesundheit bei Kindern mit dem HJHS (Hemophilia Joint Health Score)

Bei Kindern mit Hämophilie, vor allem bei leichten Gelenkbeeinträchtigungen, hat sich der HJH-Score bewährt. Er wurde von der IPSG (International Prophylaxis Study Group) speziell für junge Patientinnen und Patienten entwickelt. Die Untersuchung ist etwas aufwändiger und nimmt rund eineinhalb Stunden Untersuchungszeit in Anspruch. Mittlerweile konnte gezeigt werden, dass dieser Score bei Jugendlichen und Erwachsenen verlässlich eingesetzt werden kann.

Im Mittelpunkt stehen auch hier diejenigen Gelenke, die bei Hämophilie besonders gefährdet sind: Knie, Knöchel und Ellenbogen. Ähnlich wie beim Gilbert Score ermittelt man Einschränkungen in Bezug auf Beweglichkeit, Stabilität und Flexibilität. Höhere Ergebnis-Werte bedeuten stärkere Einschränkungen.

FISH (Functional Independence Score in Hemophilia) als ergänzender Gelenkscore

Dieser Score wird in der Regel zusätzlich zum Gilbert Score oder zum HJHS genutzt. Im Fokus steht die muskuloskelettale Funktion, also die Funktion des Bewegungsapparats. Die Besonderheit: Der Score wird leistungsbasiert ermittelt. Das bedeutet, dass man die zu untersuchende Person im Kontext bestimmter Tätigkeiten einstuft: Wie gut gelingt beispielsweise das Treppensteigen, gibt es Einschränkungen beim Anziehen, kann die Person problemlos laufen oder in die Hocke gehen? Wenn nur geringfügige Gelenkschäden vorliegen, ist der Test nicht sensibel genug, denn in diesen Fällen kommt es selten zu spürbaren Alltagseinschränkungen, die durch den Test erfasst werden können.

Die Hemophilia Activities List (HAL) – ein Selbsttest bei Hämophilie

Mit der HAL können Betroffene selbst Informationen zu ihrem Gelenkzustand festhalten. Er ist für Erwachsene konzipiert und beinhaltet „Ankreuzfragen“ zu Alltagsaktivitäten, Freizeitaktivitäten und Sport, Bein- und Armfunktionen oder Liegen, Sitzen, Knien und Stehen. Für Kinder im Alter von 4-17 Jahren steht die Variante PedHAL zu Verfügung.

Die Tests können unter anderem auf der Website der UMC Utrecht (Universitätsklinikum Utrecht) abgerufen werden, und zwar sowohl in der klassischen HAL-Variante  als auch in einer PedHAL-Variante für junge Betroffene zwischen 8 und 17 Jahren sowie für Eltern von 4- bis 17jährigen Kindern und Jugendlichen.

Weitere Informationen zu Gelenkscores, Gelenkgesundheit und Hämophilie

Wenn Sie mehr über den Zusammenhang zwischen Hämophilie und Gelenkgesundheit erfahren möchten, lesen Sie auch unseren Beitrag„Die enge Verbindung zwischen Hämophilie und Gelenkschmerzen“.

Die S2k-Leitlinie zu Synovitis bei Hämophilie, in der auch Informationen zu Gelenkscores enthalten sind, können Sie hier abrufen.

Auf der Plattform selpers finden Sie verschiedene Beiträge aus dem Hämophiliebereich, auch zur Gelenkgesundheit bei Gerinnungsstörungen. Informationen zum Thema geschädigte Gelenke und Gelenkscores sind unter anderem hier verfügbar.


Gelenkblutungen bei Hämophilie sollten Sie im Blick behalten
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